Zur Herkunft des Ortsnamens "Kaldauen"

Stand: 22.12.2002

In der Ortsnamenforschung sammelt man zuaechst alle erreichbaren alten Schreibungen, da dies Hinweise auf den Ursprung und die Bedeutung geben können. Da ein Schreiber vor Erfindung der Rechtschreibung gerade Ortsnamen in einer Mischung aus "nach Gehör" und eigenem Schreibductus schrieb, ergeben sich daraus Anhaltspunkte für die dialektische Lautung und somit für eine Bedeutungserschliessung des Namens.

Die erste Erwaehnung findet am 1. Oktober 1071 statt (Siegburg, Urk. Nr. 11), wo die "Villa Chaltoiva/Chaltouva" als ein Bauernhof bei der Grenzbeschreibung der Abtei Siegburg aufgelistet wird. "Caldinbeche" wird (Pergamenthandschrift in der Düsseldorfer Landesbibliothek) Ende des 12. Jhdts. die Höhe von Kaldauen genannt. Von 1183 stammt die Schrift (Abtei Siegburg Nr.27), die die Förderung des Silberbergbaus an der Höhe "Caldinbeche" zum Gegenstand hat. "Kaldaue" (Siegburg, Urk. 458) 1464 und ""Caldau" 1674 (Siegburg Urk. 92) sind weitere Schreibweisen. "Caldawen" wird der Ort 1629 genannt und die Schrift beschreibt die Ausdehnung des Ortes und seiner Ländereien (Urk. Siegbrug Nr. 490).

Vor allem der Name "Caldinbeche" legt uns sehr nahe, dass man "caldin" und "beche" trennen muss und so den häufigen deutschen und Gewässer- und Ortsname "Kaltenbach", hier: "Kaltenbäche", zu gewinnen. Damit werden die Bäche gemeint sein, die sich heute noch als Erosionsrinne beginnend auf der Anhöhe durch das Ortsgebiet talwärts ziehen. Dort sind sie heute auf weiten Strecken zugeschüttet und kanalisiert.

Im Falle von Kaldauen ist mit grosser Wahrscheinlichkeit "Kalt" und "Aue" zu trennen und es wird damit die Aue der "Kaltenbäche" gemeint sein. Nach brieflichem Hinweis von Prof. Knobloch, Bonn, ist beim zweiten Teil des Namens an mittelniederdeutsch "ouwe" = "Wasser(lauf)" zu denken. Kluge, 1999 setzt unter Stichwort "Au" ebenso das mittelhochdeutsche "ouwe" mit "Flusslandschaft, -insel" gleich. Eine Gewässerlandschaft liegt bei den kleinen "Kaltenbächen" ja auch in unserem Fall vor. Prof. Knobloch diskutiert in seinem Brief wegen der anlautenden "Ch"-Schreibung auch eine mögliche Herleitung aus vorgermanisch-keltischem "*kald" (=Wald, Gehölz), was dann freilich eine Namenskontinuität des Platzes bis weit vor die Zeitenwende voraussetzte. Die Herkunft des zweite Teil des Wortes muesste dabei noch gedeutet werden.

Kaldauen hat also ganz sicher nichts mit Kaldaunen zu tun, den (noch warmen: "caldo") Innereien geschlachteter Tiere. Und der Kalauer geh zurueck auf die Stadt Kalau im Osten Deutschlands.

Quellen:
* Dr. Maria Geimer, Denkschrift zur Eingliederung eines Teils der Gemeinde Braschoß in die Statdt Siegburg. Siegburg 1956
* 925 Jahre Chaltouva, Ausstellungder Kreissparkasse Siegburg. 1996 mit Faksimile druck und Transkribierung sowie Übersetzung der Urkunde von 1071
* Wurfblatt der Kirchengemeine Kaldauen 1997
* Brief von Prof. J. Knobloch, Bonn vom 14.Juni 1998
* Duden Taschenbücher, Geographische Namen in Deutschland. Mannheim 1993
* Friedrich Kluge, Etymologisches Wörtbuch der deutschen Sprache. Bearb. von E. Seibold. Berlin 1999

Zurück zur Archäologieseite Kaldauen